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  • AutorenbildArne Zels

Stress lass nach...

Aktualisiert: 7. Feb. 2023




Jeder Mensch kennt ihn, fast jeder hat ihn und manche behaupten sogar, sie brauchen ihn, den Stress.

Stress ist so gut erforscht wie noch nie, seine Bedeutung für ein gesundes Leben ist eigentlich sehr klar. Und doch bemerken wir häufig erst recht spät, dass aus einem gesunden Stresslevel eine dauerhafte, vielleicht sogar ungesunde Belastung geworden ist.


Es gibt viele Modelle, die sich mit der Erklärung des Phänomens Stress beschäftigen. Begriffe wie Reiz-Reaktion, Umwelt-Anpassung oder auch Flucht-Angriff sind uns allen vertraut. Auch die physiologischen Abläufe bei Stress bergen kaum noch Geheimnisse und die auftretenden Folgen, bis hin zum Burnout, sind sehr gut zu diagnostizieren.


In den letzten Jahren hat sich vor allem die Arbeitswelt damit beschäftigt, wie es gelingen könnte, die Menschen resilienter, also widerstandsfähiger zu machen. Krankenkassen und Krankenversicherungen betreiben Aufklärung und bieten Hilfen an, denn die Kosten durch stressbedingte Gesundheitsstörungen sind recht hoch.


Begriffe und Themen wie Work-Life-Belance, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Stressmanagement oder auch mental load haben sich verbreitet, sind bewusster geworden und sollen uns vor allem helfen, leistungsfähig und gesund zu bleiben.


Wie weit ein solcher Ansatz menschlichen Bedürfnissen entspricht, kann ich nur hinterfragen. Die menschliche Existenz auf ein Funktionieren und Leistung erbringen zu reduzieren, erscheint mir der Komplexität des menschlichen Seins nicht gerecht zu werden.


Stress kann in diesem Zusammenhang sogar als ein Indikator für das seelische Wohlbefinden eines Menschen und seines Daseins betrachtet werden. Ist es wirklich sinnvoll, sich eher einseitig auf die Erhöhung der Widerstandskraft zu konzentrieren oder zu versuchen, sich kurzeitig aus einer stressigen Dauerbelastung herauszunehmen, um dann einfach weiterzumachen wie vorher?


Und wie gehen wir eigentlich damit um, wenn sich die Rahmenbedingungen unserer Existenz plötzlich verändern, wenn wir erkennen, dass die Welt sehr unsicher ist, Krankheiten, Konflikte und sogar Krieg zur alltäglichen Erfahrung wird?


Vor dem Hintergrund solcher Gedanken erscheint Stress vielleicht sogar in einem neuen Licht. Er kann uns bewusst machen, dass wir uns in einem ständigen Wechselspiel mit äußeren Anforderungen und Erwartungen und den eigenen Bedürfnissen und Wünschen befinden. Das es eher nicht gelingt, einfach nur zu funktionieren, uns abzulenken und das zu ignorieren, was für uns wirklich wichtig ist.


Und natürlich bedürfen stressbedingte seelische Probleme, wie Burnout und die häufig in diesem Zusammenhang auftretenden Ängste, Depressionen oder auch Abhängigkeiten einer fachlichen Begleitung. Doch dem Thema Stress an sich werden wir durch ein pathologisieren dieses Phänomens unserer Zeit wahrlich nicht gerecht.


Vielleicht muss Stress gar nicht so sehr nachlassen, vielleicht können wir entdecken, dass wir mehr Gelassenheit zulassen und erfahren können…







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