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  • AutorenbildArne Zels

Wenn die Kinder das Haus verlassen.

Wenn die Kinder das Haus verlassen, um eigene Wege zu gehen, beginnt für die Eltern ein neuer Lebensabschnitt. Was tun, wenn man auf einmal nicht mehr gebraucht wird?


"Ach, wenn dann die Kinder erstmal aus dem Haus sind..."


Ja, was dann? Beginnt jetzt die Zeit, wo man endlich alles macht, was man schon immer wollte, worauf man die ganze Zeit verzichten musste? Genau! Jetzt geht es nur noch um uns, die Eltern! Los gehts, Weltreise, Yoga, Motorrad!

Aber dann läuft der Alltag einfach wie gehabt weiter. Nur eben ohne Kinder...


Die Erlebnisse, die uns mit unseren Kindern verbinden, sind die schönsten und besten Erlebnisse, die wir als Menschen im Leben haben können. Schön ist diese Zeit und auch anstrengend, manchmal sogar herausfordernd.

Als Eltern haben wir erlebt, wie unsere Kinder heranwuchsen, wie sie sich Jahr für Jahr zu immer eigenständigeren Persönlichkeiten entwickelten. Wir haben uns gekümmert und gesorgt, haben zusammen gelacht und uns gestritten, wir waren für sie da. Und dann kommt der Tag des Abschieds.


Alle Pläne, Träume und Konzepte, die Eltern für die Zeit danach haben, können nun auf einmal ganz anders erscheinen. Es ist eine Art Leere entstanden, als fehlte etwas von einem selbst, vielleicht ist da sogar das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.

Natürlich ist da noch die Arbeit, der Verein oder das eine oder andere Hobby, aber das, was uns so um die 20 Jahre Tag und Nacht beschäftigt hat, ist ganz einfach nicht mehr da.

Und man sollte gar nicht glauben, wie überrascht man als Elternteil sein kann, wenn es dann soweit ist, denn ein Kind kann durch neue Hobbys eher nicht ersetzt werden.


Diese Leere bewusst anzunehmen, ist nicht leicht und doch ist genau das sehr notwendig. Das es kein Abschied für immer ist, wissen wir ja, doch dem eigenen Gefühl der Liebe durch Trauer Raum zu geben ist wichtig. Hier können sich Eltern gegenseitig unterstützen, sich Zeit für Erinnerungen nehmen, die alten Fotos ausgraben und einfach mal stolz auf sich sein.

Vielleicht hat man gar nicht von den Sorgen des Partners gewusst und versteht erst jetzt, warum bestimmte Probleme immer wieder auftraten, die damals wahrscheinlich total wichtig waren und nun eigenartig banal erscheinen können. Aber auf jeden Fall wird einem nun klar, was man zusammen Großartiges geleistet hat.

Wenn wir das tun, kommen wir uns als Paar näher, verarbeiten gemeinsam den "Verlust" und schaffen gegenseitiges Vertrauen und Verständnis für die neue Situation. Wir schließen einen Lebensabschnitt und öffnen uns für einen neuen.


Doch was ist zu tun, wenn die Leere bleibt, dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit, vielleicht sogar ein Gefühl der Kränkung, der Ungerechtigkeit, denn man wird ja nicht mehr gebraucht?!

Auch hier ist natürlich das Gespräch als Paar wichtig, vielleicht auch mit Freunden oder sogar der Austausch mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

Und es kann sehr wichtig werden, einmal einen Blick auf die eigenen Bedürfnisse zu werfen.

Bin ich mir meiner Bedürfnisse bewusst oder stehen an deren Stelle Wünsche und Träume, die das, was ich wirklich benötige regelrecht überlagern. Habe ich mich mit meinen Bedürfnissen in den langen Jahren der Elternschaft vielleicht so sehr zurückgenommen, war immer nur für andere da, so dass ich mich ihnen nun langsam und sehr achtsam, Schritt für Schritt, annähern muss? Es kann wichtig sein, die Selbstfürsorge geduldig wachsen zu lassen, wieder mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen in Verbindung zu treten und sich dafür vielleicht sogar ein wenig mehr Zeit zu nehmen.


Na klar, wenn wir um unsere Bedürfnisse wissen, dann können wir auch alles tun, um Erfüllung zu finden, anstatt zu versuchen, eine schmerzhafte Leere mit Ablenkung zur füllen.

Und wer weiß, es könnte ja sogar doch eine gut vorbereitete Weltreise zu all den Sehnsuchtsorten sein, die man schon immer sehen wollte, vielleicht sogar mit dem Motorrad. Und warten Sie auch nicht zu lange, denn bald könnten Ihre Kinder mit den Enkeln vor Ihrer Tür stehen...






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